«Ich persönlich finde eine Lehre etwas sehr Hilfreiches»
Alex Frei ist Fussballtrainer und Rekordtorschütze der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, für die er bis 2011 auf dem Rasen stand. Abseits des Fussballplatzes wird ein Thema für ihn in letzter Zeit besonders relevant: die berufliche Zukunft seiner beiden Kinder. BerufsbildungPlus.ch hat ihn gefragt, wie er seine Kinder bei der Berufswahl unterstützt und welchen Berufsweg er vor der Karriere als Profisportler eingeschlagen hat.
Sie zählen zu den erfolgreichsten Fussballspielern der Schweiz. Werden auch Ihre Kinder Fussballprofis?
Nein. Mein Sohn hat zwar grosse Freude daran, Fussball zu spielen. Aber beruflich ist er wohl eher der kreative Typ.
Inwiefern ist die Berufswahl bei Ihren Kindern bereits ein Thema?
Bei meinem Sohn ist dieses Thema noch nicht so wichtig, da er erst neun Jahre alt ist. Bei meiner 11-jährigen Tochter hingegen schon. Sie kommt im Sommer in die Sekundarschule und die Berufswahl rückt damit langsam näher.
Erkennen Sie schon, in welche Richtung es beruflich gehen könnte?
Im Vorfeld des Zukunftstages hatten wir mit ihr darüber gesprochen, was sie spannend findet. Sie zeigt viel Interesse an Blumen. Und auch die Kita findet sie einen interessanten Arbeitsort. Am Zukunftstag besuchte sie schliesslich eine Kita. Grundsätzlich lassen wir sie aber frei entscheiden, welchen Beruf sie einmal lernen möchte.
Wie unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, den richtigen Beruf zu finden?
Meine Frau und ich geben unseren Kindern eine Hilfestellung und versuchen, nicht belehrend zu sein. Wir sprechen mit ihnen über die Berufswahl und sind für sie da, wenn sie Unterstützung benötigen. Zudem beobachten wir stets die Interessen unserer Kinder.
Wie vermitteln Sie Ihren Kindern Informationen zu möglichen Berufswegen?
Grundsätzlich sind unsere Kinder vielen Berufen automatisch ausgesetzt, da die Menschen in unserem direkten Umfeld sehr unterschiedliche Berufe haben. Kommt jemand zu Besuch, ist dessen Beruf oft ein Gesprächsthema. Unsere Kinder erhalten so einen Ersteindruck. Zudem waren wir mit unserer Tochter an der Berufsschau in der St. Jakobshalle in Basel. Nicht, um einen konkreten Beruf zu finden, sondern um ihr die Vielfalt an Berufen und Ausbildungswegen aufzuzeigen.
Ist das Gymnasium kein Thema?
Ob sie eine Berufslehre absolviert oder ins Gymnasium geht, überlasse ich ihr. Ich persönlich finde eine Lehre etwas sehr Hilfreiches. Und heute kann man damit auch alles erreichen. So ist es möglich, nach einer abgeschlossenen Berufslehre noch eine weiterführende Ausbildung zu machen oder ein Studium zu absolvieren. Früher war das anders. Bei meiner Generation war es oft noch so, dass man eine Lehre machte und dann 40 Jahre lang auf diesem Beruf arbeitete.
Manche Eltern haben klare Vorstellungen, welchen Weg ihre Kinder einschlagen sollen. Welche Ansprüche haben Sie an den Berufsweg Ihrer Kinder?
Ein grosser Vorteil des Schweizer Bildungssystems ist, dass man nach einer Berufslehre alle Türen offen hat. Und gefällt einem der Beruf dann doch nicht, kann man auch eine zweite Lehre absolvieren. Ich würde mir wünschen, dass meine Kinder sich für einen Beruf entscheiden, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht. Und da gibt es einige Berufe, die sehr gut passen, und andere, in denen ich sie eher weniger sehe. Am Ende ist es aber ihre eigene Entscheidung.
Als Profisportler hatten Sie einen aussergewöhnlichen Werdegang. Ab wann war klar, dass Sie eine Karriere als Fussballspieler machen werden?
Mein beruflicher Werdegang war nicht von Anfang an auf die Karriere als Sportler fokussiert. Zunächst habe ich eine KV-Lehre in einem Treuhandbüro absolviert. Ich hatte aber das Glück, dass mein Lehrbetrieb sehr offen war für meinen Traum, Profisportler zu werden. Sie hätten mir sogar ermöglicht, noch während der Lehre Profiluft zu schnuppern. Meine Eltern haben mir das aber verboten und gesagt, dass ich zuerst die Lehre abschliessen muss, bevor ich auf die Fussballkarriere setze. Als Jugendlicher habe ich das noch nicht verstanden. Im Nachhinein bin ich meinen Eltern aber sehr dankbar. Es ist eine sehr gute Grundlage, eine abgeschlossene Lehre vorweisen zu können.
Inwiefern hat Sie Ihr Lehrbetrieb bei Ihrer Fussball-Karriere unterstützt?
Ich denke, heute kann ich darüber sprechen. (lacht) Im letzten Lehrjahr haben sie mir ermöglicht, zu arbeiten und zu trainieren, wann ich wollte. Ich musste lediglich die Abschlussprüfungen bestehen. Zudem musste ich jeweils bis zum Ende der Woche die Buchhaltung einer grossen Firma erledigen, was ich stets getan habe. Und das ist auch einer der grossen Vorteile einer Berufslehre: Es werden Werte wie Zuverlässigkeit und Pflichtbewusstsein vermittelt.
Weshalb haben Sie sich für eine kaufmännische Berufslehre entschieden?
Ich kam über einen guten Freund, der in einem Treuhandbüro arbeitete, mit diesem Beruf in Berührung. Also machte ich eine Schnupperlehre in einem Treuhandbüro und merkte, dass das sehr spannend ist. Vor allem wurde mir klar, dass mich Zahlen interessieren. Und in meinem späteren Leben hat mir das, was ich in der Lehre gelernt habe, immer wieder geholfen. Beispielsweise habe ich die Zahlen und Angaben auf den Verträgen der Fussballclubs jeweils sehr gut verstanden. (lacht)