Ich erhalte mehr Lohn und habe bessere Karrieremöglichkeiten
Hazir Zenuni (31) ist seit zehn Jahren Filialleiter bei Lidl. Den Berufsabschluss als Detailhandelsfachmann EFZ hat er erst kürzlich gemacht. Jetzt bildet er sich zum Detailhandelsspezialisten weiter und plant den nächsten Karriereschritt. Ohne Berufsabschluss wäre dies nicht möglich.
Sie sind mit 16 Jahren aus dem Kosovo in die Schweiz gekommen. Wie ist Ihr Einstieg ins Berufsleben verlaufen?
Ich habe in der Schweiz das neunte sowie das berufsvorbereitende zehnte Schuljahr absolviert. Danach begann ich eine Anlehre als Automonteur. Mein Traum war jedoch der Profifussball. Als ich die Chance bekam, mit dem FC Wohlen in der Challenge League zu spielen, setzte ich ganz auf die Karte Fussball. Wegen einer Rückenverletzung musste ich meine Ambitionen allerdings bald aufgeben.
Wie ging es weiter?
Ein Stellenbüro vermittelte mir einen dreitägigen Job zur Eröffnung einer Lidl-Filiale. Danach wollte mich die Chefin unbedingt behalten. Mittlerweile arbeite ich seit zehn Jahren für Lidl …
… und haben es als ungelernter Mitarbeiter bis zum Filialleiter gebracht.
Ja. Nach sechs Monaten übernahm ich die Stellvertreterfunktion in der Filiale, zwei Jahre später war ich bereits für eine kleine Filiale verantwortlich. Heute leite ich einen Betrieb mit 34 Mitarbeitenden.
Was hat Sie motiviert, trotz ihrer Führungsposition noch einen Berufsabschluss zu erlangen?
Erstens: Ich wollte mich in meinem Beruf, der mir sehr viel Spass macht, weiterentwickeln. Zweitens: In meiner Filiale bilde ich angehende Führungskräfte aus. Da ist es wichtig, dass man auch den theoretischen Background hat. Drittens: Ich habe zwei Söhne, denen möchte ich ein Vorbild sein. Ein Berufsabschluss gehört heute dazu. Und es ist nie zu spät dafür.
Wie haben Sie sich auf das Qualifikationsverfahren vorbereitet?
Aufgrund meiner Berufserfahrung konnte ich eine auf zwei Jahre verkürzte Lehre machen. An der Berufsfachschule besuchte ich eine Spezialklasse für Erwachsene.
Haben Sie Ihre Funktion als Filialleiter weiter ausgeübt?
Ja, ich habe hundert Prozent gearbeitet – von Dienstag bis Samstag. Am Montag war Schule, abends und sonntags musste ich oft lernen. Das war streng.
Hat Sie Ihr Arbeitgeber unterstützt?
Lidl hat mich unterstützt und motiviert. Ich bekam meinen vollen Lohn und konnte die überbetrieblichen Kurse während der Arbeitszeit besuchen. Zudem wurde ich bei der Prüfungsvorbereitung durch die Berufsbildungsverantwortliche begleitet. Der Support durch den Betrieb machte alles leichter.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen auf dem Weg zum Berufsabschluss?
Beruf, Ausbildung und Familie unter einen Hut zu bringen. Eine Herausforderung war auch, nach langer Schulabsenz wieder in den Lernmodus zu schalten. Ich bin sehr stolz, dass ich das alles geschafft habe.
Heute sind Sie Detailhandelsfachmann. Welche Vorteile bringt das?
Ich fühle mich sicherer in meinem Beruf, weil ich jetzt über den theoretischen Background verfüge. Bei meinen Mitarbeitenden geniesse ich zusätzlichen Respekt, zudem kann ich mich besser in die Situation meiner Lernenden versetzen. Nicht zu vergessen: Ich erhalte mehr Lohn und habe bessere Karrieremöglichkeiten.
Welche beruflichen Ziele haben Sie?
Zurzeit bereite ich mich auf die Berufsprüfung als Detailhandelsspezialist vor. Ich möchte Regionalleiter werden. In dieser Funktion wäre ich für vier bis sechs Filialen verantwortlich. Die Zeichen stehen auf Grün – vorausgesetzt, ich bringe die erwartete Leistung … (lacht). Ohne Berufsabschluss wäre das alles nicht möglich.
Hazir Zenuni
Alter: | 31 |
Abschluss |
Detailhandelsfachmann EFZ |
Voraussetzungen für einen Berufsabschluss im Erwachsenenalter
In der Schweiz gibt es rund 250 verschiedene berufliche Grundbildungen. Auch im Erwachsenenalter können Sie in jedem Beruf ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) erlangen.
Um einen Berufsabschluss zu erwerben, brauchen Sie folgende Voraussetzungen:
- Gute Kenntnisse einer Landessprache
- Gute Grundkompetenzen
- Motivation und Durchhaltewillen