Ich will die Chancen ergreifen, die sich mir bieten
Erst eine berufliche Weiterbildung hat Sergey Bogomolov aufgezeigt, was für ihn in der Schweiz noch alles möglich ist. Er habe sehr viel gelernt, was er bei der täglichen Arbeit in der Küche anwenden könne, sagt er. Jetzt zieht er einen Abschluss als Küchenangestellter EBA in Erwägung. Warum, das erzählt er im Interview.
Sie stammen aus Portugal. Wieso haben sie dort keine Berufsausbildung erlangt?
Ich stamme ursprünglich aus Kasachstan und bin mit acht Jahren mit meinen Eltern nach Portugal gezogen. Dort fehlten mir vorerst die Sprachkenntnisse. Nach der Schule habe ich als Tourismusanimateur gearbeitet. Irgendwann wollte ich die Welt kennenlernen. Mit meiner Freundin zog ich 2013 in die Schweiz, wo ich sofort Arbeit im Gastgewerbe fand.
Wo arbeiten Sie heute?
Heute arbeite ich als Küchenhilfe im Hotel-Restaurant de la Gare in Yvonand am Neuenburgersee.
Wie sind Sie darauf gekommen, dass Sie sich weiterbilden können?
Nach fünf Jahren in der Schweiz spreche ich relativ gut Französisch, aber von selbst wäre ich nicht auf das Weiterbildungsangebot gestossen. Meine Chefin, Françoise Guilloud, die Besitzerin des Hotels de la Gare, hat mich ermuntert, mich weiterzubilden. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich besuchte im Februar 2018 einen Kurs, in welchem Grundlagen für die Arbeit in der Küche vermittelt werden.
Was hat Ihnen der Kurs persönlich gebracht?
Ich liebe das Kochen, das Würzen der Speisen. Das ist meine Leidenschaft. Alles, was ich bisher übers Kochen wusste, habe ich von anderen Köchen abgeschaut oder mir selbst angeeignet. Im zweiwöchigen Kurs habe ich sehr viel über Produkte, Organisation, Einkauf, Interpretation von Rezepten, aber auch Hygiene gelernt. Und natürlich über die verschiedenen Zubereitungsarten. Jetzt kann ich ein Kursdiplom vorweisen. Das ist natürlich ein Plus.
Wie haben Sie den Kurs erlebt?
Wir waren eine tolle Gruppe – alle in etwa in meinem Alter. Wir haben uns gegenseitig ausgetauscht, voneinander gelernt und sind immer noch im Kontakt. Das werden wir auch in Zukunft bleiben, denke ich.
Haben Sie die Weiterbildung aus der eigenen Tasche bezahlt?
Nein, meine Chefin, hat mir den Lohn weiterbezahlt. Es gibt einen Fonds, der in solchen Fällen einspringt. Einzig die Reise an den Kursort habe ich aus der eigenen Tasche bezahlt.
Was war für Sie die grösste Herausforderung, mit der Sie während Ihrer Weiterbildung konfrontiert waren?
Während der Theorie-Stunden musste ich stillsitzen und mich konzentrieren. Das bin ich mir nicht mehr gewohnt. Aber ich habe mich durchgebissen. Ich wollte ja etwas lernen und etwas für meine berufliche Zukunft tun.
Und, hat sich die Anstrengung gelohnt?
Auf jeden Fall, ich habe die Informationen regelrecht aufgesogen. Ich kann den Kurs nur wärmstens weiterempfehlen. Heute weiss ich, was ich kann in der Küche. Der Kurs hat mich am Herd experimentierfreudiger werden lassen. Und, was mir sehr gefällt: Ich kriege Komplimente für die Menus, die ich auf den Teller zaubere – nicht nur von meiner Freundin, sondern auch von Gästen des Restaurants.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich möchte den Berufsabschluss als Küchenangestellter EBA machen. Das Kochen ist meine Berufung. Ich will noch mehr über die Zubereitung von Lebensmitteln wissen und lernen. Ich bin der Schweiz dankbar, dass sie mir so viele Möglichkeiten und Chancen offeriert. Ich will sie ergreifen.
Sergey Bogomolov
Alter: | 27 |
Angestrebter Abschluss: |
Küchenangestellter EBA |
Voraussetzungen für einen Berufsabschluss im Erwachsenenalter
In der Schweiz gibt es rund 250 verschiedene berufliche Grundbildungen. Auch im Erwachsenenalter können Sie in jedem Beruf ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) erlangen.
Um einen Berufsabschluss zu erwerben, brauchen Sie folgende Voraussetzungen:
- Gute Kenntnisse einer Landessprache
- Gute Grundkompetenzen
- Motivation und Durchhaltewillen